Der Künstler Stan Douglas hat eine App entwickelt, die eine Reise in die Vergangenheit erlaubt und die Bilder zukunftsfähig macht.
Blaugraue Abenddämmerung. Eine schmale Straße aus Schotter. Zweistöckige Holzhäuser, klapprige Zäune, rostige Fässer. Kläffen, Knurren von Hunden. Jemand klopft an eine Tür. Das Geräusch ist laut, nah. Doch man sieht keinen Menschen. Ein Blick nach oben. Dicke Kabel ziehen sich von Mast zu Mast tief durch den Himmel: wie lang gezogene Gitterstäbe, die den Ausblick begrenzen. Als wäre diese Gegend ein einziges Gefängnis.
Das soll Vancouver in der Nachkriegszeit sein - so, wie es wirklich aussah. Wer die Szenerie betreten will, braucht ein iPhone oder ein iPad und muss eine 1,3-Gigabyte-Applikation laden, eine sogenannte App. Der kanadische Künstler Stan Douglas erfand diese neue, alte Welt, und er nannte sie "Circa 1948". Alles ist hyperrealistisch und zugleich irreal, betont altmodisch in der Anmutung und gemacht für den Sehnerv der Smartphone-Zeit.